Leben! Sie ist es, die im Frühling alles wieder sprießen und wachsen läßt auf der Erde. Das, was für uns heute so selbstverständlich geworden ist, war für die Menschen früher gar nicht selbstverständlich gewesen. Sie unterstützten und feierten die neues Leben schenkende Kraft der Erde mit ihren Ritualen und Festen.
In dieser dunkelsten Zeit des Jahres, von der wir gar keine Ahnung mehr haben in unserer Welt des künstlichen Lichts im Überfluß, drückten die Menschen früher ihre Hoffnung, daß das Leben wiederkommen wird, wenn das Sonnenkind neu geboren, in vielerlei Symbolik aus und eines dieser Symbole sind die Barbarazweige.
Es werden Zweige von Obstbäumen, meist Kirsch- und Apfelbäumen, geschnitten und in der warmen Wohnung ins Wasser gestellt. Blühen sie bis zum Heiligen Abend, soll das „Glück“ für das neue Jahr bringen und junge Frauen bedienen sich der Barbarazweige als eine Art Liebesorakel, denn blühen die Barbarazweige auf, soll das ein Hinweis auf eine baldige Hochzeit sein.
Die alte Symbolik der Barbarazweige wird bis in unsere heutige Zeit transportiert. Doch ist der Blickwinkel, mit welchem wir dieses Symbol betrachten, zu eng gefaßt. Denn es geht dabei nicht um das „Glück oder die Liebe einzelner Frauen“, sondern mit diesem „Glück“, das uns die Barbarazweige anzeigen, ist das wiederkehrende, junge Leben auf der Erde gemeint.
In diesen Tagen, wo die lange Dunkelheit die Menschen vielleicht immer wieder daran zweifeln hat lassen, daß der Frühling wirklich wiederkommen wird, waren die Barbarazweige Hoffnungsträger für die Menschen: dahingehend, daß die Kosmische Göttin zur Wintersonnenwende das Lichtkind neu gebären wird. Die Kraft der Sonne von da an wieder von Tag zu Tag wachsen wird und wenn ihre Kraft groß genug geworden ist, das neue Leben allerorts wieder hervorsprießen wird.
Bis zu Wintersonnenwende sollten die Barbarazweige ursprünglich erblühen, um an diesem hohen Festtag zu einem blühenden Zeichen dafür zu werden, daß in einigen Monaten überall auf der Erde die Bäume wieder blühen werden und die junge Frühlingsgöttin die Erde wieder mit ihrer neu erwachenden Fruchtbarkeit segnet.