Widersprüchlich...
Rezension zum Buch: ""Lebe die Göttin in Dir - das Erwachen der Weiblichkeit im neuen Zeitalter" von Nah Kin
Das Buch enthält, wie bereits ausgeführt wurde, interessante Informationen rund um das Thema "Weiblichkeit". Worin die Aussagen der Autorin allerdings eindeutig in sich widersprüchlich sind, das ist jener Bereich, wo die Autorin versucht, "das Matriarchat" zu erklären bzw. weshalb es ihrer Ansicht nach zur Unterdrückung der Frauen gekommen ist. Hier verfällt sie leider wie so viele andere AutorInnen auch dem Vorurteil, daß die "Frauen selbst für die Situation verantwortlich sind, weil sie doch zu matriarchalen Zeiten die armen Männer so unterdrückt haben."
Das entspricht in keinster Weise dem Wissenstand der Modernen Matriarchatsforschung und ich kann allen interessierten LeserInnen, die sich ein reelles Bild über das Leben in matriarchalen Gesellschaften machen wollen, nur empfehlen, diesbezüglich die Bücher von Heide Göttner-Abendroth, Begründerin der Modernen Matriarchatsforschung, zu lesen.
Nah Kin zeigt in ihrem eigenen Text, wie widersprüchlich das Bild von matriarchalen Gesellschaften in ihr selbst ganz offenbar ist. Denn zum einen beschreibt sie "das Matriarchat" auf Seite 12 ihres Buches so: "Die Gemeinschaften waren durch ein Gefühl des liebevollen Miteinanders verbunden. Alle Güter wurden gerecht verteilt und zum Wohle der Kinder eingesetzt. Durch die intensive Einheit mit den Naturkräften verfügten ihre Priesterinnen über mystische Kräfte. Sie standen in engem Kontakt mit den Elementen des Lebens, waren eins mit Wasser, Luft, Erde und Feuer und verehrten die Natur. Ihre starke Einheit brachte alles vollkommen zum Fließen und war geprägt durch ein harmonisches Gleichgewicht." (Zitat Nah Kin Ende)
Hier beschreibt Nah Kin das Leben in matriarchalen Gesellschaften, welches durch ein "harmonisches Gleichgewicht" zwischen den Geschlechtern, zwischen den Generationen und eben auch zwischen den Menschen und der Natur geprägt ist, sehr treffend. Umso befremdender mutet es an, daß von diesem harmonischen Gleichgewicht in matriarchalen Gesellschaften die Männer offenbar ausgenommen gewesen sein sollten.
Denn auf Seite 20 schreibt Nah Kin: "...während des Matriarchats knechtete die Frau den Mann, und in den Jahrhunderten danach war es umgekehrt." (Zitat Ende)
Wieso sollten Frauen, die in einer derart intensiven Einheit mit der Natur, mit sich selbst und allem Leben gestanden sind, ausgerechnet "die Männer geknechtet haben?" Frauen, die ihre spirituelle, weibliche Kraft leben und die verbunden sind mit der Natur und dem Leben haben es nicht "not", die Männer zu knechten.
Das "Knechten" der Männer ist eine klassisch patriarchale Entwicklung in jenen patriarchalisierten Frauen, die ihrer ursprünglichen, weiblichen Seins-Macht beraubt wurden in der lebensvernichtenden, patriarchalen Gesellschaft.
Da dies aus meiner Sicht doch ein sehr zentraler Punkt ist bezüglich dem "Erwachen einer neuen Weiblichkeit" gibt es für das Buch von mir nur drei Sterne, denn wenn sich eine Autorin daran macht, über die "neue Weiblichkeit" zu schreiben, dann ist es meiner Ansicht nach doch zu erwarten, daß sie sich auch sachlich und fundiert über die Vergangenheit informiert hat und nicht sterotype Vorurteile zum Besten gibt.